Hier ist lang und ausfühlich Hottes Weg zu mir beschrieben mit dem, was folgte... ...
Geboren ist der Dicke im April 1997. Ein dreiviertel Jahr später durfte ich auf ihn treffen. Er hatte sich in der Absetzerherde eine faustgroße Wunde in sein Vorderbein gerissen. Er muss irgendwo untergehakt sein und das Fleisch hing nur noch an einem Fetzen Fell...Er wurde mittels Pusterohr betäubt, da er völlig verstört war und ja auch bis dato noch keine Menschen kannte. Das Fleisch zog sich leider als es trocknete zusammen und Pferd riss es sich ab. Nun hat er dort ein Loch.
Einige Monate später wurde er eingefahren. Hier gibt es viele differenzierte Meinungen zum Thema "Muss ich nen Jährling fahren" Ich äussere mich dazu gerne, allerdings privat. Das Einfahren war unproblematisch.
Man zerstörte bei Grendel am Hof die Trainingsbahn und verbot das Fahren im Gelände. So hab ich den Dicken aus den Augen verloren. Man behielt die Pferde auf dem Hof, die man einreiten konnte. Der Rest kam nach Gelsenkirchen.
Etwa 1.5 Jahre später brachte man einen braunen Wallach. Das Tier ließ sich nicht anfassen, es ging auf alles los, was due Boxtür öffnete und nicht schnell genug weg war. Der Braune wurde immer aus der Bos gelassen, den Stallgang runter getrieben und in die Führmaschine gejagt. Man hat gehofft ihn müde und mürbe machen zu können, indem man ihn 2 Stunden dort laufen lies und wenig fütterte. Man muss ihn in Gelsenkirchen übel zugerichtet haben.
Ich erkannte den Braunen. Es war der Jährling mit der Verletzung. Da ich einige Monate vorher nen schlimmen Unfall hatte und nur noch wenige Traber ritt nahm ich ihn mir an. Ich stand lange vor der Box, irgendwann öffnete ich die Tür und setzte mich in den Spalt. Öffnete man die Tür und er griff nicht an, dann sprang er verängstigt in die letzte Ecke der Box. Aber die Neugierde siegt. Er kam immer näher, bis ich ihn anfassen und füttern konnte (es brauchte dafür aber auch locker 2 Wochen). Ich konnte ihn in der Box streicheln, irgendwann aufhalftern, rausbringen und putzen. Ich brachte ihn auf den Paddock, damit man seine Box misten konnte und ging mit ihm spazieren. Wir gingen alle 3 Tage 8Km zu Fuß. Durch das Dorf und durch die Wälder. An den anderen Tagen longierte ich, fuhr ich ihn langsam ein wenig und ich ließ in einfach nur raus. Die Führmaschine hat seinem Rücken nicht gut getan.
Nach etwa 3-4 Monaten begann er mich zu nerven im Gelände. Da er sich auch von einigen anderen in meiner Anwesenheit inzwischen anfassen ließ, bat ich wen ihn zu halten und stieg auf. Ich ließ mich ohne Sattel einfach führen. Einige Tage später begann ich ihn gesattelt, am langen Zügel, locker spazieren zu reiten. Er war super lieb, allerdings musste ich ihn vor und nach dem Reiten unters Solarium stellen und massieren... Der Rücken hat in der Führmaschine extrem gelitten.
Ich war damals 16 und wurde im März drauf 17. Ich konnte immer mehr mit ihm machen, die anderen konnten ihn auch ohne mich inzwischen raus bringen. Aber ich hatte kaum noch Zeit für die anderen Problempferde, welche ich nach meinem Unfall betreut habe und welche immer mal wieder neu dazu kamen. Ich habe mich voll auf meinen Dicken konzentriert. Dies wurde mein Verhängnis. Im Sommer brachte man ihn nach Bockel bei Sittensen auf die Mutterstutenweide. Ich hatte keinen Führerschein, keinen Anhänger und ich konnte ihn nicht zurück holen. Angeblich wollte man ihn nach 4 Wochen wieder holen. Nix. 2 Monate später hat mein Vater mich runter gefahren. Ich fing ihn ein und verlud ihn. Ich habe vorher noch nie ein Pferd verladen, band ihn an und bat Papa hinten den Balken zu zu machen. Pferd erschrak bei der Berührung durch wen Fremden und sprang zurück. Dabei zerfetzte der Panikhaken und flog uns um die Ohren. Pferd war weg. Ich fing ihn zwar wieder, aber Verladen war nicht mehr drinne. weitere 1.5 Monate später wurde er dann geholt. Eher ging nicht, da er sich von niemanden packen lies und er als Chef die ganze Herde immer aufwühlte. Ich bekam ihn wieder sofort, allerdings gab ich ihn nur ab, denn das Verladen konnte ich mir nicht ansehen. Weiter bestahl man mich, man ließ seine Wut immer öfter an mir aus. Mich störte es nicht. Ich blieb bei dem Dicken und bei den Deckhengsten. 5 Pferde reichten mir und meine Sachen fand ich meist wieder, oder konnte mir andere Sachen nehmen.
Irgenwann ging es los. Man riss ihm nach jedem frischen Beschlagen die Eisen runter und stellte ihn zwischen die drusekranken Absetzer. Und das mitten im Winter, wo er eigentlich mit Decke nachts immer im Stall stand. Warum? Er sollte verkauft werden, wozu dann die Pflege noch? Ich habe ihn mir an meinem 18. Geburtstag gekauft. 2 Monate später (ich war 3 Tage weg) fand ich in seinem Bauch 4 eitrige Löcher in einem Abstand von max. 10 cm. (Forke)... Ich belud ihn wie einen Packesel und zog mit ihm zu einer Freundin in den Stall nach Jesteburg. Sie hatte ihren Isi bei Henry stehen. Musste ihn aber leider verkaufen und ritt den Dicken dann 2 mal die Woche. Ich ging arbeiten neben der Ausbildung. Ich jobbte 2x3 Stunden in der Videothek und kellnerte Freitags und Samstags nachts in einer Cocktailbar. Alles war gut. Einmal die Woche ritt ich auf dem Hof um ihn dort noch etwas zu fahren.
Im Winter 01/02 konnte ich mir meinen Sulky leisten. Einen Fohlenwagen für 2 Personen. Versicherung gab es ja ("Die Teilnahme und Vorbereitungen an Pferderennen gilt als mitversichert"). Ich fuhr von da an mit einem Kumpel einmal die Woche schön ins Gelände. Im Februar allerdings musste ich allerdings alleine fahren. Etwas hatte sich gelockert. Ich lies ihn stehen und wollte nach Vorne um es zu richten. In dem Moment trat er an. Ich rief zum stehen, er trabte an (macht er immer so, wenn er merkt ich bin unsicher und er will was). Als ich stolperte und er mich zog wurde er schneller. Er lief auf die Landstraße, allerdings nicht in Heimatrichtung. Zum Glück besann er sich und drehte an der nächsten Kreuzung. Ich stand mitten auf der Staße als er kam. Er sah mir in die Augen mit einem schelmischen Blick. Direkt vor mir schlug er nen Haken und war davon. Ich durfte in einem Auto hinterher. Er rannte mit 60-70 KM/h die Landstraße runter Richtung Heimat. Die PKW´s hielten an und wurden teilweise etwas demoliert (Spiegel ab). Er rannte weiter. In Jesteburg gab es nen Verkehrskreisel. Da wollte er nicht durch, dort war Flohmarkt und die Leute standen auf der Straße um ihn zu bremsen. Er lief einfach auf dem Fußweg weiter... Kurz drauf stand er vor "seiner" Weide an "seinem" Stall. Er hatte Verschlag und brauchte eine lange Pause um wieder einsetzbar zu werden.
Als es ihm wieder gut ging wollte ich aber weiter Fahren. Er kann es ja. Aber der SB erlaubte es mir nicht. So zog ich nach Wistedt zu einem Trabertrainer. Ich zahlte fast den gleichen Preis wie daheim, allerdings musste ich am Wochenende die Boxen misten, unter der Woche an den Renntagen abens füttern und den Dicken selbst trainieren. (raus kam er). Meine Ausbildung war zu Ende, ich brauchte nicht mehr jobben und begann nun einen tollen Alltag zu führen... 150Km am Tag im Auto "Juhuuu". Der Dicke ging im Gelände und auf der Trainingsbahn wie eine 1! Ich nahm Reitunterricht auf ihm und wir hatten ein tolles Leben. Einzigst, seit unserem Vorfall in Bockel mochte er nicht auf den Anhänger. Ich war einmal mit ihm im Urlaub und fand das wirkliche Problem heraus: Er fühlte sich an einem Ort wohl und zu Hause und musste weg. Das passt ihm bis heute nicht. Im Urlaub betrat er anstandslos, ohne Bitten den Anhänger nämlich sofort. Es könnte ja nach Hause gehen...
Ich wollte irgendwann wieder Heim mit ihm. Auf "seinen" Hof konnten wir mit Sulky nicht, also suchte ich mir nen Hof in der Nähe, um den konnte ich sogar auf Sandwegen "drumrum" fahren. Bei der ersten Ausfahrt (13.06.03) ging der Spaß wieder los. Er wusste mittlerweile, dass er dicht bei "zu Hause" ist. Zudem war Sommer und Bremsen sind ja tödlich. Er warf sich fast hin, weil er nur auf Bremsen achtete. Ich verwamste ihn, er erschrak, mein Freund fiel vom Wagen. Das nutzte er um los zu laufen. Von vorn kam ein Auto, aber ich musste vorher rechts ab. Ich bekam ihn ruhig, Martin ging an seinen Kopf und beruhigte ihn. Das Auto war im Gebüsch, da er nicht wusste, ob wir geradeaus wollen. Das Auto fuhr an. Pferd hörte das Knacken des Gebüsches und bekam es mit der Angst. Er stieg und stieß Martin weg. Er schoß los und ich lag fast auf dem Wagen. Ich konnte ihn nicht bremsen. In der Kurve hob der Wagen an. Ich beschloss mich fallen zu lassen, er war ja fast daheim. Dachte ich. In wirklichkeit kam er da nicht an. Wir suchten und fragten uns durch, auch an dem Nachbarhof ward er nicht gesehen. Ich rief den Tierarzt an, damit dieser sich ins Auto setzt und einfach schon mal los fährt. Er kannte mich und wusste wo das Tier sich hin bewegt, ich erklärte ihm im Detail wie er da hin kam und rief die Polizei. "Schön, dass Sie sich auch schon melden" Uff. Sorry, dass ich im Gebüsch lag und nicht wusste was war, sorry, dass ich erst den Tierarzt anrief. Ich traf zeitgleich mit der Polizei und dem Tierarzt beim Pferd ein. Er ist gerannt Richtung "zu Hause" allerdings war da eine Kutsche und an Kutschen muss man stehen bleiben. Ich bleibe an fast allen Kutschen stehen, da ich meist die Fahrer kenne und etwas klöne, zudem hatte er früher Angst vor Kutschen und Planwagen. Wer weiß, an was er dachte, aber diese Kutsche hat ihn vor schlimmeren bewahrt.
Der Dicke hatte wieder Verschlag und nächtigte bei Bekannten nahe der "Fundstelle". Als er wieder gesund war brachte ich ihn ins "zu Hause" Henry nahm uns gerne wieder auf. Ich habe den Sulky verkauft. Im Winter zuvor habe ich das Fahrabzeichen begonnen. Ich durfte es fortsetzen und gleichzeitig mit ihm das Longierabzeichen machen. Dies begann im November. Es fiel uns auf, dass er im Uhrzeigersinn auf dem Zirkel zum Ticken neigte vorn rechts. Mal mehr, mal weniger. Beim Reiten geradeaus und linksum auf dem Zirkel war nichts zu sehen. Ich lies der TA kommen und röntgen. Nichts zu finden, ich solle es im Auge behalten. Irgendwie begann er dann sich aufs Gebiss zu legen und durch zu gehen. Das kannte ich nicht. Ich testete mehrere Gebisse, immer mit dem selben Resultat... Die Zähne waren sauber, der baumlose Sattel konnte nicht drücken und passte. Irgendwann begann er mich aus jedem Tempo ab zu werfen. Ganz gezielt, ich wusste nicht, dass er so was kann... Ich lies ein Blutbild ziehen. Pferd hatte eine akkute Nierenentzündung. Wahrscheinlich hat der den Verschlag doch verschleppt. Traber neigen ja dazu Schmerzen erst wenn es zu spät ist zu zeigen. Ich lies sie ausheilen und ihn danach nochmal einrenken. Er bekam Zeit und Ruhe bis wir ihn wieder anritten. Er war lahmfrei, kaum zu glauben. Bei unserem ersten Schlechtwetterausritt rutschte er aber unter eine Baumwurzel mit vorn-rechts. Wir überschlugen uns. Der Schreck saß tief, aber er lahmte nicht und wir sind wieder heim. (es mag nun Reiter geben, die sagen: klar wenn die ihr Pferd latschen lässt. Nein, er ging am Zügel und kontrolliert) Einige Tage später beim wieder arbeiten ging er auf 3 Beinen. Der Huf war heiss und hat deutlich am Krohnrand pulsiert. Der TA hat ihm 1/3 weg geschnitten aber kein Hufgeschwür gefunden. Als der Huf wieder lang war und beschlagen werden konnte begann ich wieder leicht mit ihm zu arbeiten. Er lahmte noch immer. Wir haben das komplette Bein geröngt und nichts gefunden! Nichts! Ich sollte mir ne gute Lehrerin suchen und es wegreiten. Ich stieß auf Sanne. Sie hat mir gezeigt, dass er bis unter die letzten Haarwurzeln verspannt ist. Er stand entweder wie eine "Bergziege" oder wie ein Pferd mit akkutem Reheschub. Sie begann ihn mittels Magneten, Massagen, Übungen, gezielter Arbeit und Wärme zu therapieren. Wir sahen Fortschritte. Die Kosten allerdings waren derart hoch, dass ich jeden Freitag wieder kellnern gehe und alle 2 Wochen Samstags. Mir wurde von allen Seiten ins Gewissen geredet und ich habe derart gezweifelt, dass ich mich nach dem Spazieren, kurz vom Hof, drauf schwang. Ich lag daraufhin 4 Tage im Krankenhaus. Sanne ist leider seit Anfang Dezember krank und konnte nicht kommen. Bei unserem Sturz hat der Dicke sich nen Lendenwirbel raus gedreht und nun ist dieser wieder drinne und wir warten auf Sanne.
Sanne hat im April wieder mit der Bodenarbeit von vorne angefangen. Er hat gute Fortschritte gemacht und im Juni ist sie wieder aufgestiegen. In der Zeit gab es im alten Stall viel Stress und Terz und wir mussten doch nochmal umziehen... Sanne begann nun wieder zu reiten und er hat sich echt toll gemacht. Er schwang gut durch den Rücken bis nach vorn und hat selbst bei Neuem gelassen und interessiert mit gemacht, was damals nicht immer der Fall war. Leider ist Sanne Anfang August während des Aufsteigens böse abgebockt worden. Für mich ist nun leider klar, ich werde mich genauso wenig wie Sanne jemals wieder auf ihn drauf setzen und nun werde ich mich, auch wenn ich es nie für möglich gehalten habe, von ihm trennen.
Was noch dazu kommt. Ich habe keine Ahnung was in Gelsenkirchen passiert ist. Dieses Pferd reagierte die ersten Monate und Jahre sehr empfindlich auf Ausländer und Alkohol. Heute tut er dies nur noch, wenn ich nicht dabei bin. Er war derart panisch, dass ich ihn im Gelände nicht bremsen brauchte, wenn sich vor uns ein paar Türken mit ihren Kindern gestritten haben. Ich kann ihn auch heute noch nicht mit fremden Männern alleine lassen. Ich habe nun ganz klar fest gestellt wo er zu Hause ist. Er liebt Henry und diesen Hof. Egal was mir passier im Umkreis von 20 KM, er rennt dorthin, auch wenn ich in einem anderen Stall stehe. Er geht auf jeden der 2 anderen Höfe, ohne Anstalten, aber er geht lieber nach Hause. Kaum waren wir wieder in der "Heimat", aber halt nicht zu Hause, da hat er alles, sich bewegende auf der Weide gejagt. Er ist auf die Pferde los und trieb sie durch Zäune mit Latten aus Laternenpfählen. Nur wenn ich da war, dann kam man an ihn ran. Dies dauerte 2 Monate. Dann erst konnte ich ihn wieder arbeiten, da passierte der Unfall schon bald und er durfte endlich Heim.
No Problem hat nun bei Eckernförde ein neues zu Hause gefunden. Er wird viel nach Parelli gearbeitet und evtl in einigen Monaten auch mal wieder geritten. Ich wünsche ihm und seiner Besitzerin viel Glück. Es tut weh, aber ich werde ihn nie wieder vergessen. Er fehlt mir... Aber es ist besser so...

